Deutsche Unternehmen setzen auf Indien: Chancen und Herausforderungen
In Anbetracht des anhaltenden Zollstreits zwischen den USA und China zeigen deutsche Unternehmen ein wachsendes Interesse daran, ihre Geschäftstätigkeiten in Indien auszubauen. Eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indischen Handelskammer zeigt, dass 79 Prozent der befragten Firmen planen, bis 2030 in Indien zu investieren. Im Vergleich dazu lag dieser Anteil im Vorjahr lediglich bei 53 Prozent. Über ein Drittel der Unternehmen (35 Prozent) strebt Investitionen von über fünf Millionen Euro an.
Indiens Rolle im globalen Handelsumfeld
Laut der Umfrage, die im Frühjahr durchgeführt wurde und 97 Unternehmen um ihre Einschätzungen bat, wird Indien als klarer Gewinner der Spannungen zwischen den USA und China identifiziert. Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist, dass die Hälfte der Befragten (50 Prozent) positive Auswirkungen der Rivalität auf ihr Geschäft in Indien erwartet. Im Gegensatz dazu befürchten nur 18 Prozent negative Effekte, die durch Handelsbarrieren entstehen könnten.
Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG, betont, dass Indien nicht im Fokus der US-Zölle steht und somit von den Gegenzöllen Chinas nicht betroffen ist. Dies verschafft indischen Unternehmen einen relativen Vorteil, da sie voraussichtlich mit niedrigeren US-Zöllen belegt werden, was ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Region stärkt.
Die Herausforderungen des Wettbewerbs
Trotz der optimistischen Stimmung hinsichtlich der Geschäftsmöglichkeiten in Indien äußern 47 Prozent der Befragten Bedenken, dass indische Unternehmen in den nächsten fünf Jahren ernstzunehmende Konkurrenz darstellen könnten. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr, als nur 25 Prozent ähnliche Ängste äußerten, stark gestiegen. Glunz warnt, dass der “China-Effekt” auch in Indien spürbar werden könnte, was bedeutet, dass deutsche Firmen mit einer neuen Welle von Konkurrenz rechnen müssen – nicht nur in Indien und Asien, sondern auf dem globalen Markt.
Produktionsstandort Indien
Die Umfrage zeigt zudem, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen (56 Prozent) plant, Indien bis 2030 als Produktionsstandort für den regionalen Markt zu nutzen. Dies ist ein deutliches Zeichen für das wachsende Vertrauen in die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Landes. Für 68 Prozent der Befragten zählt Indien zu den fünf wichtigsten Märkten, was die strategische Bedeutung des Landes unterstreicht.
Fazit: Investitionen in Indien auf dem Vormarsch
Insgesamt zeigt die Umfrage, dass die deutschen Unternehmen die Chancen, die sich durch den Zollstreit zwischen den USA und China ergeben, aktiv nutzen möchten. Indiens Position als aufstrebender Markt und Produktionsstandort wird immer attraktiver, insbesondere im Hinblick auf die sich verändernden globalen Handelsdynamiken. Dennoch sollten Unternehmen die potenziellen Herausforderungen und den wachsenden Wettbewerb durch einheimische Firmen nicht aus den Augen verlieren.
Die kommenden Jahre könnten entscheidend dafür sein, wie sich der indische Markt für ausländische Investoren entwickeln wird. Die deutsche Wirtschaft steht vor der Aufgabe, sich auf eine dynamische Wettbewerbslandschaft einzustellen und gleichzeitig die Vorteile zu nutzen, die der geopolitische Wandel mit sich bringt.
